Nichts ist so beständig wie der Wandel

Fachveranstaltung der GWS MK zur Transformation in der Automobilwirtschaft

Gleich zwei Anlässe nutzte die Gesellschaft zur Wirtschafts- und Strukturförderung im Märkischen Kreis (GWS), um in dieser Woche hochkarätige Redner nach Iserlohn zu holen. Zum einen startete das Förderprojekt Atlas, das Unter-nehmen dabei unterstützen soll, die Transformation der Mobilität zu meistern. Zum anderen kann die Wirtschaftsförderung des Märkischen Kreises 2022 auf 25 erfolgreiche Jahre zurückblicken und lud darum im Anschluss an die Fachvorträge zum Empfang ein. Rund 100 Gäste folgten der Einladung und hörten so Daten, Fakten und Trends aus erster Hand, unterhaltsam moderiert von Matthias Bongard – gebürtiger Iserlohner, freier Journalist und aus seiner Arbeit für den WDR bestens bekannt.

Landrat Marco Voge machte in seiner Begrüßung deutlich, wie wichtig die Automobilwirtschaft für Südwestfalen und insbesondere für den Märkischen Kreis ist und wie wichtig es ist, sich hier zukunftssicher aufzustellen. „Mit mehr als 500 Unternehmen und rund 50.000 Mitarbeitern in Südwestfalen ist NRW am stärksten von der Automobilzulieferindustrie geprägt. Kein einziges Auto in Europa würde fahren, wenn es Südwestfalen und das Sauerland nicht gäbe. Und auch zukünftig wird Mobilität auf den Straßen von Technologie und unseren Unternehmen aus dem Märkischen Kreis mitgestaltet“, so der Landrat. Vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen in der Region sieht er bei den anstehenden Veränderungen vor großen Herausforderungen.

Dem schloss sich Christian Will, Kreishandwerksmeister und Vorsitzender der KFZ-Innung Iserlohn an, der unterstrich, dass sich auch Handel und Handwerk heute in einem noch nie dagewesenen Transformationsprozess befänden. Das Verhältnis zu den Automobilherstellern habe sich gravierend verändert. Agenturmodelle sorgten dafür, dass kleinere Autohäuser künftig kaum noch Überlebenschancen hätten.

Hanno Kempermann, Geschäftsführer der IW Consult, lieferte dazu die passenden Zahlen. Nach Studien der IW Consult könnten in NRW bis 2040 ein Viertel aller Automotive-Arbeitsplätze verloren gehen. Andererseits werden in den nächsten Jahren mehr als 140 Milliarden Euro in die automobilen Chancenfelder Elektrifizierung, Automatisierung und Vernetzung investiert – bis 2040 sieht man in diesen Märkten ein Potenzial von 560 Milliarden. „Südwestfalen kann sich einen Teil des Kuchens abschneiden, wenn es jetzt die Weichen dafür stellt.“, so Kempermann.

Wolfgang Kirchhoff, Geschäftsführender Gesellschafter und CEO der Kirchhoff Automotive spürt diese Entwicklung bereits im eigenen Unternehmen. Schon heute sind dort 40 Prozent aller eingehenden Neuaufträge Komponenten für Elektrofahrzeuge – Tendenz steigend. „Wir beschäftigen uns schon seit 2009 mit Elektromobilität.“, führte Kirchhoff aus und gab zu, vor einigen Jahren noch gedacht zu haben, so schnell werde das alles nicht kommen. „Man muss innovieren, man muss sich in Netzwerke begeben und man muss früh seine Strategie festlegen!“, so Kirchhoffs Erfolgsrezept.

Frank Mund, Präsident des KFZ-Landesverbandes NRW, lenkte abschließend noch einmal den Blick auf Handel und Handwerk: „Alleine in NRW sorgen aktuell 81000 Fachkräfte dafür, dass Sie mobil bleiben!“, so Mund. Aktuell bewegen sich in Deutschland rund 48 Millionen PKW aller Altersklassen – auch wenn Verbrenner künftig nicht mehr verkauft werden, wird der Bestand weiterhin aus verschiedenen Antriebstechnologien bestehen und das Handwerk noch eine ganze Weile beschäftigen.

In der sich anschließenden Podiumsdiskussion, zu der sich auch GWS-Geschäftsführer Jochen Schröder und Prof. Dr.-Ing. Andreas Nevoigt, Prorektor für Forschung und Technologietransfer an der FH Südwestfalen gesellten, griff Matthias Bongard noch einmal einige Aspekte aus den Vorträgen auf. Auch der drohende Fachkräftemangel kam hier zur Sprache, denn er beschäftigt Industrie und Handwerk gleichermaßen und ohne technikbegeisterten Nachwuchs -sei es an der Hochschule oder in der dualen Ausbildung – werden sich die Herausforderungen der Zukunft kaum lösen lassen.

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