Neue Märkte im Blick: Südwestfälische Unternehmen auf Orientierungstour in Berlin

Neue Märkte im Blick:

Südwestfälische Unternehmen auf Orientierungstour in Berlin

Windkraft, Luftfahrt, Medizintechnik – wer neue Absatzchancen sucht, muss über Branchengrenzen hinweg denken. Genau dafür organisierte die GWS den Dialog mit führenden Verbänden. In Berlin traf industrielle Kompetenz aus Südwestfalen auf visionäre Zukunftsmärkte.

Berlin, Bundespolitik und jede Menge Input für neue Absatzmärkte: Mehr als 30 Vertreterinnen und Vertreter mittelständischer Unternehmen und Institutionen aus dem Märkischen Kreis machten sich vom 19. bis 21. Mai 2025 auf den Weg in die Hauptstadt. Eingeladen hatte die Gesellschaft zur Wirtschafts- und Strukturförderung im Märkischen Kreis (GWS), die mit der Berlin-Reise einen gezielten Blick über den Tellerrand der Automobilbranche hinaus ermöglichte – hin zu neuen Wachstumsbranchen wie Windkraft, Luftfahrt, Medizin- und Bahntechnik.

 

Orientierung geben, Märkte öffnen – das Ziel der Reise

„Die Transformation der Automobilindustrie zwingt viele Zulieferer zum Umdenken. Unser Ziel ist es, Unternehmen dabei zu unterstützen, neue Perspektiven zu erkennen – jenseits des klassischen Automotive-Bereichs“, erklärt Jochen Schröder, Geschäftsführer der GWS. Die Reise nach Berlin sollte daher vor allem eines leisten: Orientierung geben, wo und wie der Einstieg in alternative Märkte gelingen kann. Und genau das ist gelungen. Die GWS hatte hochkarätige Gesprächspartner aus fünf bedeutenden Verbänden organisiert, die jeweils mit einem kompakten Impulsvortrag und einer offenen Diskussion einen fundierten Einblick in ihre Branche boten.

 

Branchen im Fokus: Zukunftspotenziale aus erster Hand

Zum Auftakt stellte Mirko Moser-Abt vom Bundesverband WindEnergie den dynamischen Ausbaupfad der Windkraft in Deutschland vor – verbunden mit einem wachsenden Bedarf an robusten Systemkomponenten, Fertigungsteilen und Zulieferlösungen. Gerade für metall- und kunststoffverarbeitenden Unternehmen aus Südwestfalen ergeben sich hier konkrete Anknüpfungspunkte.

Dr. Stefan Berndes vom Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie beleuchtete den Innovationsdruck und die hohen Qualitätsstandards der Branche. Gleichzeitig machte er deutlich: Der Bedarf an spezialisierten Mittelständlern, die flexibel und präzise fertigen können, ist größer denn je – sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich.

Auch Dr. Christina Ziegenberg vom Bundesverband Medizintechnologie zeigte Potenziale auf, insbesondere im Bereich funktionaler Kunststoffteile und mechatronischer Komponenten. Die Medizintechnik sei ein stabil wachsender Markt mit hoher technologischer Affinität – allerdings mit spezifischen regulatorischen Anforderungen, die es zu kennen gelte.

Pauline Maître vom Verband der Bahnindustrie in Deutschland schlug die Brücke zwischen Infrastruktur und Industrie: Mit den Milliardeninvestitionen in die Schiene wachse auch der Bedarf an Systemlieferanten – insbesondere in den Bereichen Fahrwerkstechnik, Halterungen, Verbindungselemente und Energieverteilung. Auch hier zeigte sich: Das Know-how der südwestfälischen Unternehmen ist gefragt.

Zum Abschluss des intensiven zweiten Tages ging es um sicherheits- und verteidigungspolitische Aspekte. Benjamin Baykal von der DIHK und Marc Helmig vom Bundesverband der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie gaben Einblicke in die strategische Bedeutung von industrieller Resilienz und die entstehenden Marktchancen für mittelständische Zulieferer – etwa durch das Sondervermögen für die Bundeswehr.

„Wir sind beeindruckt von der Tiefe und Relevanz der Informationen, die wir von den Branchenverbänden erhalten haben. Als GWS werden wir daraus gezielt Folgeangebote entwickeln – zum Beispiel branchenspezifische Informationsveranstaltungen oder gemeinsame Messebeteiligungen außerhalb der gewohnten Märkte“, sagt Schröder.

 

Industriekompetenz trifft Innovationskultur

Am dritten Tag der Reise stand mit dem Besuch der HPI d-school in Potsdam ein Perspektivwechsel auf dem Programm: Wie lässt sich Innovationskultur methodisch fördern? Design Thinking-Projekte, wie sie am Hasso-Plattner-Institut vorgestellt wurden, zeigten praxisnah, wie interdisziplinäre Teams in kurzer Zeit marktfähige Lösungen entwickeln.

Die Mischung aus politischer Einordnung, fachlichem Dialog und Innovationsimpulsen überzeugte die Teilnehmenden aus den unterschiedlichsten Branchen – von Metallverarbeitung über Kunststofftechnik bis hin zur Elektrotechnik. Dabei kam die Delegation nicht nur aus den Industriezentren Iserlohn, Lüdenscheid und Plettenberg, sondern auch aus kleineren Standorten wie Kierspe, Halver, Herscheid oder Attendorn.

 

Fazit: Ein Anfang mit Potenzial

Die Reise nach Berlin war mehr als nur eine Informationsfahrt – sie war der Auftakt für eine strategische Neuausrichtung. Mit gezielten Folgeangeboten möchte die GWS den eingeschlagenen Weg weiter begleiten. Oder wie es Schröder formulierte: „Dieser erste Rundumschlag hat wichtige Impulse gegeben. Der nächste Schritt besteht nun darin, einzelne Themen gezielt zu vertiefen.“ Die Bereitschaft zur Veränderung ist da – und die Märkte auch.